Was sind eure Werte, worauf legt ihr in euerer Arbeit wert?
Marco: Wir wollen beste Qualität, besten Service zum besten Preis.
Anita: Und immer ehrlich sein.
Marco: Außerdem soll unser Standort in Bad Birnbach so attraktiv sein, dass Kundinnen und Kunden sagen: „Dafür fahre ich jetzt dreißig Kilometer.“ Das ist schon immer Betriebsphilosophie. Deshalb wird immer sehr aufwendig und schön dekoriert und aufgebaut. Im Geschäft und im Hof. Es kommen immer wieder Leute, die sich einen Stuhl suchen und dann schauen und genießen.
Anita: Allein das Reingehen in unser Blumenzauberland ist quasi schon ein Erlebnis.
Marco: Unsere Hoffläche ist im Frühjahr und Sommer mit den Frühblühern und den Sommerblumen schon sehr schön.
Anita: Und es ist für uns auch so, dass wir nicht raus in die Arbeit gehen. Es ist unser Leben. Es gibt nicht privat und Arbeit, es ist alles eins für uns. So arbeitest du ja auch ganz anders, weil es nicht zwei Sachen sind, die getrennt werden müssen.
Was ist euch im Umgang mit euren Kunden wichtig?
Anita: Wir legen viel Wert auf die individuelle Beratung der einzelnen Personen – von Firmen und Hotels bis hin zu Privatpersonen. Natürlich teilen wir dabei genauso unser Fachwissen, das heißt, wir setzen auf Kompetenz und Freundlichkeit. Alle sollen sich gleich wohlfühlen, gern zu uns kommen und sich beraten lassen und auch wissen, dass sie alles bekommen, was sie sich wünschen – in guter Qualität.
Wer sind eure Vorbilder?
Marco: Vorbild ist natürlich die Generation meiner Eltern. Wir wollen das was sie aufgebaut haben, erfolgreich weiterführen.
Anita: Natürlich, sie haben den Grundstein für uns gelegt.
Marco: Klar hat sich die Zeit geändert und es wird heute einiges anders gemacht als früher, wir wollen auch unsere eigene Note einbringen. Aber im Großen und Ganzen haben meine Eltern immer eine gewisse Vorbildfunktion. Und für dich bin ich das Vorbild, Anita! (lacht)
Anita: Ja, natürlich, das allergrößte Vorbild. :)
Wie habt ihr beiden euch kennengelernt?
Anita: Ach, das war nicht so spektakulär. Nicht mit Blicken durchs Fenster und Romantik und Liebesbriefen wie bei Marcos Eltern.
Marco: Wir haben schon WhatsApp gehabt.
Anita: Nein, das auch nicht.
Marco: Aber SMS. Auf jeden Fall bin ich Ende Juni 2002 mal ausgegangen und da habe ich jemanden kennengelernt.
Anita: Hm, ganz eine Seltsame. Auf einmal sind wir uns gegenübergestanden. Wo das war, weiß keiner mehr so richtig. Das war irgendeine Zeltdisco irgendwo in der Pampa. Ich bin mit einer Freundin mitgefahren, weil ich mich hier in der Gegend nicht so auskenne, ich bin ja eigentlich aus Landau an der Isar. Und der Marco war auch mit einem Freund da.
Die beiden haben sich dann unterhalten, meine Freundin und sein Freund kannten sich. Und der Marco und ich sind etwas dumm danebengestanden. Dann haben wir uns gedacht: Mei, dann reden wir halt auch miteinander. Eigentlich bin ich nicht sein Typ und er nicht mein Typ. Wir hätten uns also gar nicht kennenlernen dürfen. Dann hat der Marco gemeint: „Jetzt gehen wir an die Bar“, und so ist das passiert …
Marco: Nach einem Jahr bist du bei mir eingezogen. Und hast kurz darauf die Umschulung zur Floristin gemacht.
Anita: Ich habe ursprünglich Schneiderin gelernt. Eigentlich wollte ich Schreinerin oder KfZ-Mechanikerin werden, doch es hieß, das wäre nichts für Mädchen. Etwas Handwerkliches sollte es trotzdem sein, also viel die Wahl auf die Schneiderei. Leider habe ich dann über die Jahre aber immer mehr im Büro mithelfen müssen und weniger selbst gestaltet.
Von daher kam die Gelegenheit Floristin zu werden, genau richtig. Ich war damals 24, als ich die zweite Lehre angefangen habe. Ich habe ja eine Tochter mit in die Beziehung gebracht – die Vanessa. Und sie hat im gleichen Jahr die Schule angefangen, in dem ich auch zurück zur Schule bin.
Marco: Da haben wir zwei Schultüten gebraucht.
Anita: Genau, dann habe ich unter den Fittichen von Marcos Mama Annerl hier im Betrieb gelernt und auch der Marco und das Team haben mir viel geholfen in die Rolle der zukünftigen Chefin hineinzuwachsen. 2009 ist dann unsere Tochter Anna auf die Welt gekommen.
Noch einmal kurz zurück zu Marcos Werdegang. Für dich war klar, dass du Gärtner wirst?
Marco: Natürlich bin ich mit dem Betrieb aufgewachsen, sozusagen zwischen Blumen, Erde und Maschinen. Trotzdem war es, als es an der Zeit war, mir einen Beruf auszusuchen, eine bewusste Entscheidung den Betrieb in dritter Generation fortzuführen. Ich hab die Arbeit schon immer genossen und deshalb von 1992 bis 1995 in Prien am Chiemsee meine Gärtnerlehre gemacht.
Meine Ausbildung habe ich mit einem Gipsbein angefangen, weil ich kurz vorher einen Mopedunfall hatte. Ich war aber trotzdem mit dem Schubkarren noch schneller als alle anderen. Nach der Lehre bin ich heimgekommen und kurz darauf haben wir den Betrieb erweitert und den Blumenladen gebaut. Die Meisterschule habe ich dann 1999 in Landshut gemacht.
Was ist dir aus deiner Kindheit und dem Aufwachsen im Betrieb in Erinnerung geblieben?
Marco: Wir waren als Kinder immer in der Gärtnerei. Immer mitten im Erdhaufen drin. Mitten im Geschehen. Wie meine Mama immer erzählt: „Stehend vor Dreck mit der Rotzglocke im Gesicht“. Wir waren draußen, bis es uns in die Ohren gefroren hat.
Meine Kindheit war super, weil wir immer überall dabei waren. Wir sind nach der Schule heimgekommen, haben den Schulpack in die Ecke geworfen und sind rausgegangen. Am nächsten Morgen mussten wir dann eher in die Schule, weil wir ja die Hausaufgaben noch machen mussten.
Anita: Anna ist auch so aufgewachsen, immer im Geschäft dabei. Sie ist schon früh mit dem Lader gefahren und hatte Spaß daran, mitzuhelfen.
Was bedeutet Tradition für euch?
Anita: Tradition ist für mich Teil des Lebens und ganz wichtig. Viele Traditionen und Brauchtümer bei uns werden ja auch floral begleitet. Ob das Erntedank ist, die Sträußchen für die Goldhaubenfrauen, Ostern, Weihnachten, Pfingsten, Hochzeiten. Eigentlich ist es so, dass alle von Geburt an – schon bei der Taufe und somit von der Wiege bis zur Bahre – von Blumen begleitet werden.
Marco: Im Hinblick auf den Betrieb bedeutet es für uns, dass die Pflanzen bei und schon immer im Vordergrund stehen. Dazu gehört auch, dass fast alle Pflanzen, die bei uns verkauft werden, auch von uns vor Ort produziert werden.
Was bedeutet es für euch, mit der Zeit zu gehen?
Anita: Mit der Zeit gehen bedeutet, sich zu verändern. Die Menschen verändern sich, die Floristik verändert sich und deshalb ist es wichtig, mit der Zeit zu gehen und zu schauen, was aktuell gefragt ist.
Marco: Wir haben auch in der Pflanzenproduktion in jedem Jahr mit Sicherheit zehn verschiedene Neuheiten. Es ist nur leider so, dass sich von zehn Neuheiten vielleicht eine oder zwei durchsetzen. Alles Neue ist also nicht immer gut. Aber alles, was es neu gibt, probieren wir in kleinen Mengen zu produzieren, und das, was gut ist und uns überzeugt, wird im Programm behalten. Wir legen Wert darauf, dass unser Angebot immer aktuell bleibt.
Anita: Stehen bleiben wollen wir nicht. Das wäre das Schlimmste für den Betrieb.
Welche Herausforderungen habt ihr gemeinsam seit der Betriebsübernahme 2017 gemeistert?
Anita: Als erste große Bewährungsprobe ist mir der Porsche-Cup, ein Golfturnier, in Erinnerung geblieben.
Marco: Oh ja, das war die erste große Veranstaltung, die wir gemeinsam mit dem Team umgesetzt haben. Das war gleich 2017.
Anita: Wir haben Tag und Nacht gearbeitet und die Blumendeko für mehrere Tage und Galaabende geliefert. Es war eine Herausforderung, die wir gut gemeistert haben. Das hat uns gezeigt, dass wir es schaffen können, wenn wir zusammenhalten.
Marco: Dann kam 2020 und wie für so viele andere Selbstständige auch, war die Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns eine herausfordernde Zeit. Wir hatten ja für die Saison schon Pflanzen produziert, die dann teilweise einfach verdarben.
Anita: Das Gleiche ist dann später im Jahr auch nochmal mit der Weihnachtsdeko passiert. Schlimm war, dass Supermärkte als Geschäfte des täglichen Bedarfs ihre Billig-Pflanzenware verkaufen durften.
Marco: Trotzdem haben wir nicht aufgegeben. Unser Beruf ist für uns der schönste, den es gibt.
Anita: Außerdem haben wir ja so viele tolle Stammkundschaft und Menschen aus der Region, die zu uns gehalten und zum Beispiel unseren Lieferservice genutzt haben. 2023 hatten wir dann zum ersten Mal nach drei Jahren wieder unseren Tag der offenen Tür am 1. Mai und dass der sofort wieder ein großer Erfolg war, war eine tolle Bestätigung.
Marco: Was momentan allerdings noch nachwirkt, ist ein Umbruch in der Branche. Es gibt weniger Lieferanten und auch der Fachkräftemangel macht sich bemerkbar. Zum Glück haben wir ein tolles Team hinter uns.
Was macht für euch aus einer Gruppe von Mitarbeitenden ein Team?
Marco: Wir haben in der Floristik nur Frauen im Team und es funktioniert! (lacht)
Anita: Ja, in der Floristik haben wir lauter Mädels, ein gut aufgestelltes Team, das sich untereinander gut versteht. Sie machen gerne auch privat etwas mit uns, was sehr schön ist. Es ist immer lustig und freut uns, wenn sie neben der Arbeitszeit noch Zeit mit uns verbringen wollen. Angefangen von Firmenfeiern bis zu gemeinsamen Festen. In der Arbeitsweise merkt man dann, wie sich das positiv auswirkt. Es geht alles Hand in Hand und alle stehen füreinander ein.
Marco: Team bedeutet bei uns auch, dass sich jeder und jede Einzelne in der Gemeinschaft verwirklichen darf. Alle dürfen die eigene Kreativität ausleben und das funktioniert sehr gut.
Anita: Und dann merkt man – unser Team geht gerne in die Arbeit. Am Ende spürt das dann auch der Kunde, wenn er freundlich und zuvorkommend bedient wird.
Wenn eure Familie eine Musikband wäre, welche wäre sie?
Anita: Auf alle Fälle würden wir temperamentvolle Musik machen. Nix Staads, da rührt sich schon was. Da ist ganz viel los in der Band!
Welche Blume oder Pflanze wäre euer Geschäft?
Anita: Die Bad Birnbach Rose.
Marco: Ja, die Rose ist beständig, so wie wir. Ein Klassiker! Sie gehört zum Ort und wir sind ja auch mit Bad Birnbach verbunden.
Wusstest du, dass du die komplette Geschichte von Blumen Bruckmeier – erzählt von Marcos Eltern Josef und Annerl – in unserem Binderaum im Betrieb nachlesen kannst?
Wir haben sie zum 70-jährigen Bestehen unseres Betriebs in Form eines Interviews festgehalten.